Dirk Funhoff Naturfotografie

Kegelrobben auf der Düne von Helgoland (Dezember 2016)

Von Fotografie und Verantwortung

Die (Bade) -Düne, die rund 1 km neben der Hauptinsel Helgoland liegt, ist ein einzigartiger Ort. Ende November, Anfang Dezember bringen hier Kegelrobben ihre Jungen zur Welt. Seit über 10 Jahren ein kontinuierlicher Anstieg auf nun 354 Geburten im Winter 2016/17. Einzigartig ist, daß sich Kegelrobben und Besucher frei auf der Insel bewegen können. Nur für (menschliche) Besucher gilt ein Betretungsverbot für die Landebahnen des Flughafens und der Dünen (Küstenschutz!). Begegnungen mit Robben sind überall möglich. Bevorzugt finden sich die Tiere natürlich an den Stränden, aber auch vereinzelt im Inneren der Insel, in den Dünen. Zwischen ihnen und den Menschen gibt es keine Zäune, Absperrungen oder ähnliches. Es sind wilde Tiere, die größten in Deutschland vorkommenden Raubtiere. Die Bullen können bis zu 300 kg schwer werden.

Fotografisch ist es dort hoch interessant. Mit etwas Geduld lassen sich wunderschöne Aufnahmen von jungen niedlichen Kegelrobben erstellen, die Interaktion mit der Mutter abbilden, aber auch die Rangkämpfe der Bullen oder die Neckereien zwischen Halbwüchsigen bieten eine Vielzahl von Motiven.

In diesem Jahr (2016/ 17) gab es nicht nur viele Geburten, sondern damit verbunden auch viele erwachsene Tiere: zu jedem Baby gehört eine Mutter und man hat das Gefühl, dass mindestens auch so viele Bullen versuchen, die Weibchen erneut zur Mutterschaft zu verhelfen. Praktisch heißt das, man muss als Fotograf ziemlich beweglich sein, um den vielen Robben ausweichen zu können. Mein Beach Rolly (inzwischen mit extra großen Rändern für den Sand versehen) war da nicht mehr geeignet – einfach zu unbeweglich...

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Schon beim ersten Besuch auf der Düne wird klar, daß der geforderte Mindestabstand von 30m zwischen Robbe und Mensch schon als einfacher Spaziergänger nicht durchgehend einzuhalten ist. Und man merkt als sorgfältiger Beobachter auch sehr schnell, daß es viele Robben überhaupt nicht stört, wenn man näher herangeht. Diejenigen Robben, die es stört (insbesondere Weibchen mit Babys) reagieren entweder offensiv z.B. mit fauchen und bewegen sich auf den Störenfried zu oder bekommen Angst und entfernen sich. Egal, ob Spaziergänger oder Fotograf, sollte man in beiden Fällen reagieren: beim ersten Fall wird man sich (schnell) zurückziehen, aber auch im zweiten Fall sollte man sensibel sein und sich ebenfalls geduckt nach hinten entfernen, damit die Robbe ihr eigentliches Vorhaben durchführen kann - vielleicht ist sie auf dem Wege zu ihrem Jungtier und möchte es säugen?

Hier ist Verantwortungsbewußtsein von uns Menschen gefordert. Als Mitglied darf ich an die Satzung der GDT (Gesellschaft Deutscher Tierfotografen) erinnern: "... verpflichten sich alle Mitglieder, die Naturschutz- und Jagdgesetze ... zu beachten". In Deutschland gelten Kegelrobben nach dem Bundesnaturschutzgesetz als "besonders geschützte Art" und somit darf ihnen nicht "nachgestellt" werden. Der Begriff "nachstellen" kann sicher unterschiedlich interpretiert werden - auf eine juristische Diskussion bin ich nicht aus. ABER: "professionelle" oder aufgrund der Ausrüstung dafür gehaltene Fotografen wirken als Beispiele und fordern Nachahmer heraus. Fotografisch sind die geforderten 30m ein Abstand, der für formatfüllende Aufnahmen nur mit längeren Brennweiten einzuhalten ist. Und darüber verfügen nicht alle Fotografen! So ist die Versuchung nur zur groß, näher heranzugehen, um ebenfalls die gewünschte Bildwirkung zu erzielen. Darauf sollte unbedingt verzichtet werden! Im Interesse aller Beteiligten, um auch künftig dieses einmalige Erlebnis, Raubtiere in unmittelbarer Nähe und in Ruhe, genießen zu dürfen.

Die Frage des Umgangs mit den Kegelrobben auf der Düne wird schon seit Jahren von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus diskutiert. Aus meiner Sicht sollte die aktuelle offene und zugängliche Art beibehalten werden. Aufgrund der teilweise hohen Robbendichte sind vorübergehende Sperrungen von Strandabschnitten verständlich und akzeptabel. Noch besser allerdings wäre es, wenn die Besucher von sich aus solche Abschnitte meiden. Hier wäre es schön, wenn auch Naturfotografen mit gutem Beispiel vorangehen würden....

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